Sichtweisen - Intelligenz - Personalentwicklung

Heute schmunzeln wir über diese Aussage und können sie nicht nachvollziehen. Schaut man sich das erste Automobil an und führt sich die Infrastruktur und die Zustände der damaligen Straßen vor Augen, wird der Ausspruch dann doch ein wenig nachvollziehbarer. Und doch stellt sich die Frage, ob die Sichtweise des ehemaligen Kaisers, welcher Zugang zu allen Bildungskanälen der damaligen Welt hatte, nicht ein wenig zu einseitig war. Ist denn die Sichtweise eines Menschen mit seiner Intelligenz und seiner Bildung in einem Kontext zu sehen?

Lange ging man davon aus, dass die Sozialisierung eines Menschen klar seine Sichtweise prägt. Sozialisierung steht für die Übernahme der gesellschaftlichen Werte und Normen, eine „so werden wie es mein Umfeld von mir erwartet“ Entwicklung. Das Alltagsverständnis des Umfeldes wird übernommen und durch eigene Erfahrungen und Erlebnisse manifestiert. Menschen in den gleichen Lebens- oder/und Arbeitssituationen, erleben ihr Umfeld und ihre Situation als normal. Für Bergleute war das in die Grube fahren und die damit verbundenen Gefahren, ein Teil ihres Lebens, es gehörte dazu. So normal wie es die Sichtweise eines Taxifahrers ist, an Silvester keinen Urlaub zu nehmen. Man ging lange davon aus, dass unsere erlebte Umwelt uns maximal beeinflusst.

Die Wissenschaft spricht heute von weiteren Faktoren. Unsere Sichtweise ist gleichfalls stark von unseren Fähigkeiten, von sozialen Strukturen und unserer individuellen Persönlichkeitsentwicklung sowie Bildung abhängig. Hätte Kaiser Wilhelm der Zweite an der Entwicklung des Automobils mitgearbeitet, hätte er eine erweitere Sichtweise entwickeln können und wäre vielleicht zu einem anderen Statement gekommen. Wir können uns äußeren Einflüssen nicht entziehen. Jedoch hängt der Umgang damit von unserer Einstellung und Handlungsmustern ab. So führt das Erleben einer Krise, Arbeitslosigkeit, Corona, Scheidung usw. bei manchen Menschen zu Depressionen und Hilflosigkeit, bei anderen Menschen wiederum zu Widerstand und Überlebenskraft. Je länger wir jedoch in Situationen verbleiben, umso mehr wird sich unsere Sichtweise in eine Situation verwurzeln.

Nun stehen wir seit Dezember 2019 vor einer für alle unbekannten und maximal beeinträchtigen Situation. Wir erleben die Pandemie mit all ihren Auswirkungen, von Krankheit und sogar Tod. Finanziell stellt sie uns vor Herausforderungen, denen schon lange nicht mehr alle standhalten können. Und doch, der Blick nach vorne ist gefordert und nötig. Das Umgehen mit der Situation und der Blick in die Zukunft ist wichtiger denn je. Keiner kann die Zukunft vorhersagen, aber wir können sie gestalten. Kreativ zu sein und sich immer wieder mit den neuen Situationen auseinander zu setzen, erfordert momentan unsere Kraft und unseren Fokus. Gleichzeit erfahren wir auch, dass vieles möglich wird, was vor 3 Jahren kaum denkbar erschien. Stellen Sie sich vor, Sie wären vor drei Jahren mit einer Maske in eine Bankfiliale gegangen. Die Sichtweise der Mitarbeiter in den Zweigstellen wäre eine andere als die heutige gewesen.

Um diese heute so nötige Flexibilität zu halten und zu fördern, ist es von Bedeutung uns immer wieder mit uns selbst und unterschiedlichen Situationen auseinander zu setzen.

Je öfter wir dies tun, umso besser können wir auch in schwierigen Situationen adäquat

reagieren. Sicher fällt Ihnen jetzt der Begriff „Betriebsblindheit“ ein. Er kommt sicher noch mit dazu. In aktuellen Situationen der äußeren Unsicherheit, bieten die „sicheren“ Gewohnheiten im erlebten Umfeld ein Gefühl von Sicherheit, gleichwohl stoppt dies jedoch jede Weiterentwicklung. Fähigkeiten und Prozesse gehen in einen sogenannten „freeze“ Zustand, alles erscheint wie eingefroren, erstarrt. Es liegt auf der Hand wie ungünstig dies für die aktuell so notwendige Flexibilität ist.

Kontinuierliche Maßnahmen in der Personalentwicklung, Förderung durch gezielte Projekte durchbrechen den Bann, lösen den „freeze“ Status. Gleichzeitig lenken sie den Fokus weg vom Problem und hin zu lösungsorientiertem Denken. Je nach Kontext im Betrieb ist es wichtig diese Maßnahmen anzugehen. Sei es die Optimierung im Verkauf / Vertrieb, eine Anpassung der Kommunikationswege oder eine Überarbeitung von Prozessen und Abläufen usw. Dieses Arbeiten an den Situationen, hilft Mitarbeitern aus der Starre in die Aktivität zu kommen. Den Fokus und die Sichtweise von der Krise hin zu neuen Sicherheiten zu richten. „Menschen können besser sehen als hören“, dieser Spruch bewahrheitet sich nicht nur in der Erziehung. Das Erleben des Einzelnen, wenn im Betrieb positiv in die Zukunft gedacht wird und das Ganze durch Aktivität anfassbar ist, hat einen unschätzbaren Wert.

Jedoch steht uns nicht auch hier Corona im Weg? Sind Maßnahmen planbar und umsetzbar? Die Pandemie hat uns zu mehr Flexibilität gebracht. Sei es über Online-Termine, Präsenz-Termine in kleinsten Einheiten, Coaching auf der Fläche im 4 Augen Setting oder Zoom-Konferenzen. Es gibt viele Möglichkeiten, wenn der Weg gegangen werden soll, wird ein Weg gefunden werden. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter den Glauben an unsere und ihre Zukunft erleben. Werden Sie jetzt aktiv. Wir brauchen unsere Mitarbeiter, in Verlässlichkeit und Zuversicht. Das Abwandern von Mitarbeitern ist nicht nur in der Gastronomie ein Zeichen der Zeit.